In loser Folge wollen wir Gründerinnen und Gründer vorstellen und allen die selben Fragen stellen.
Heute: Paul Huber.
Wer sind Sie und worum handelt es sich bei Ihrer Gründung?
Ich bin Dipl.-Ing. (FH) Optoelektronik und MBA.
Bei meiner Gründung handelt es sich um ein Ingenieurbüro, das die Kunden bei der Systementwicklung von optischen und mechatronischen Systemen untersdtützt. Das können z. B. Getriebsteuerungen, Fahrassistenzsysteme oder auch Operationsmikroskope sein.
Wir beschäftigen uns mit Geschäftsprozessen wie z.B. der Aufbau von Test-Abteilungen,
entwerfen und implementieren Test-Automatisierungslösungen mit inkl. Design der Testumgebungen.
Unsere Kompetenzen liegen bei den Methoden im Requirements- und Test-Engineering sowie bei Risikoanalysen; außerdem in den Normen und Standards wie SPICE und ISO 26262.
Wir bieten auch Workshops und Schulungen zu allen genannten Punkten an.
Ich selbst habe die Hauptschule vollendet und dann eine Lehre als Elektriker gemacht, daran anschließend wurde ich staatlich geprüfter Nachrichtentechniker, dabei habe ich auch die Fachhochschulreife erworben und dann Optoelektronik studiert.
Nebenberufliches habe ich noch einen MBA an der Hochschule Neu-Ulm gemacht.
Zwischen allen Stationen habe ich immer gearbeitet und 2006 mein Unternehmen gegründet. Weil es immer „menschelt“ und als Grundlage für Schulungen und Coaching habe ich auch noch eine Ausbildung als systemischer Familientherapeut drangehängt.
Woher hatten Sie die Idee für Ihre Gründung?
Eigentlich wollte ich ein Unternehmen gründen, das mit Hilfe von optischen Sensoren aus der Luft digitale Geländemodelle erstellt. Diese Idee ließ sich aber aus finanziellen Gründen nicht realisieren.
Die umgesetzte Gründungsidee resultiert aus der Anfrage eines Bekannten von mir, der dringend jemanden fürs Test-Engineering benötigte.
Was war Ihr Antrieb, schließlich zu Gründen?
Ich war in dem Unternehmen, in dem ich arbeitete äußerst unzufrieden, da ich meine Ideen nicht verwirklichen konnte.
Wahrscheinlich habe ich damals wegen meiner Handwerklichen Vergangenheit nicht wirklich in ein „akademisch“ geprägtes Ingenieurbüro gepasst.
Auf jeden Fall war dieses Arbeitsverhältnis von zahlreichen Missverständnissen begleitet.
Mein vorheriges Arbeitsverhältnis, das wesentlich forschungsintensiver war, hat aber komischerweise sehr gut geklappt…
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Ich ließ mich vom Arbeitgeber kündigen und habe die gewonnene Freizeit zur Ausarbeitung eines Businessplanes für meine erste Geschäftsidee benutzt. Ich hatte mich damals auf einen Businessplanwettbewerb beworben, weil ich mir Impulse aus dem Wettbewerb erhoffte.
Die Umsetzung der wirklich relevanten Geschäftsidee ging eher sehr schnell über die Bühne.
Gab es Unterstützung?
Vor der Gründungsphase hatte ich verschiedene Schulungsangebote der IHK für Existenzgründer genutzt.
In der Gründungsphase hatte ich die damals zur Verfügung stehenden staatlichen Starthilfen für Existenzgründer genutzt.
In den ersten 5 Jahren habe ich zudem weitere Förderungsangebote zum Aufbau eines ersten Marktauftritts genutzt.
Wo hätten Sie gerne Hilfe in Anspruch genommen?
Die Gespräche mit verschiedenen Banken, wie z.B. der Kfw waren nicht wirklich hilfreich.
Vor allem wurde zwar mit Eigenkapitalförderungsprogrammen geworben, die sich dann bei näheren Hinsehen nicht umsetzen ließen, da diese dann immer schon bestehende Produkte und Entwicklungen und damit auch schon eine Menge vorinvestiertem Eigenkapital als Förderungsgrundlage voraussetzten. Das war für mich schlicht und ergreifend illusorisch.
Wen empfehlen Sie?
Die Schulungsprogramme der IHK, allerdings sollte man da schon ein bisschen Vorkenntnisse mitbringen, um die Bedeutung der betriebswirtschaftlichen Themen zu verstehen.
Die Förderprogramme für Existenzgründer waren ebenfalls sehr hilfreich. Damals waren Sie aber auch wesentlich besser als heute.
Was war besonders gut, was besonders schlimm – (bei der eigentlichen Gründung oder im Geschäftsleben allgemein)?
Der Unterschied zwischen Sein und Schein im Geschäftsleben.
Sprich die plötzliche Entstehung von Markteintrittsbarrieren, weil z.B. Firmen nicht mehr mit kleinen Unternehmen zusammenarbeiten wollen. Und deshalb der Umweg über Personalagenturen notwendig wird, um mit den Unternehmen überhaupt zusammen zuarbeiten zu können. Natürlich auch, dass hier dann Margen abgeschöpft werden, die einem zur eigenen Entwicklung fehlen.
Die Unternehmen spielen ihre Marktmacht unerbittlich aus.
D.h. dass unerfahrene Mitarbeiter fast unverkäuflich sind, die erfahrenen Mitarbeiter aber schon nach kurzer Zeit mit horrenden Gehältern abgeworben werden, die man selber wegen der Schwierigkeit zur Vermarktung der Mitarbeiter, solange sie unerfahren sind, nicht zahlen kann.
Und diese Firmen dann die Aufbauarbeit von Jahren einfach zunichte machen, indem sie kleine Unternehmen als kostenlose Ausbilder benutzen.
Alle Unternehmen schreien zwar, wie sehr Ingenieure fehlen, suchen aber das Knowhow sprichwörtlich zum Nulltarif…
Was hat Sie überrascht?
Dass der eigentliche Businessplan, den ich zur Bewilligung der Fördermittel benötigt habe, äußerst primitiv war.
Auch der Businessplan, für den Wettbewerb hätte eigentlich einfacher sein können.
Was finden Sie besonders gut daran, selbständig zu sein?
Ich kann mein Leben in wesentlich höherem Maße gestalten als z.B. ein Angestellter und muß niemanden fragen, wenn ich ein Projekt durchführen will.
Was raten Sie Menschen, die ebenfalls gründen wollen?
Informieren Sie sich gut über die Geschäftsfelder in denen sie aktiv werden wollen.
Vor allem im B2B- Bereich!
Viele Markteintrittsbarriere sind unsichtbar und werden auch in den Fachmedien gar nicht oder verfälscht kommuniziert, weil oft Interessenvertreter der Organisationen bestimmen, was veröffentlicht wird.
Marktbarrieren können sehr schnell entstehen, weil Modethemen, Konkurrenz und Interessenkonflikte das Einkaufsverhalten der größeren Unternehmen äußerst stark beeinflussen. Weiterhin sind Fachabteilung und Einkauf in den Unternehmen getrennt, was die Verargumentierung von Qualität versus Preis für kleine Unternehmen nahezu unmöglich macht. Sogar dann, wenn man die Fachabteilung kennt und dort schon nachweislich gute Qualität abgeliefert hat. D.h. der Markt kann durchaus Monopol, bzw. Oligopolartig funktionieren, was normale Marktmechanismen aushebelt!
Mittelständler dagegen kaufen bei allen Themen, die Methodenkompetenzen und Knowhow betreffen, sowieso kaum ein. Entwicklungsdienstleistungen wie z. B. die Entwicklung einer Elektronik oder Software gehen da eher.
Geld verdient man, so ist jedenfalls mein Eindruck, bei Geschäftsideen, bei denen man auf die einzelne Verbraucher zugehen kann, weil da der Markt noch nach Angebot und Anfrage funktioniert. Es sei denn, der Gesetzgeber funkt dazwischen. Wie z.B. bei den Normen für Gurken oder dem Verbot von Glühbirnen.
Lieber Herr Huber, ganz herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Antworten.