Haben Sie nicht auch schon Kooperationen geschlossen, ob beruflich oder privat, die irgendwie nicht richtig liefen? Wo Sie das Gefühl hatten, dass Sie Ihr Gegenüber über den Tisch zieht? Oder Sie womöglich selbst einem Vorwurf ausgesetzt waren, den Sie für absolut unfair hielten?
Woran liegt das?
Meine These: vor allem daran, dass nicht im Vorfeld offen und ehrlich über Erwartungen und Ziele gesprochen wird. Und, ja, auch über Kosten und die Verteilung der Früchte des Erfolgs.
Ich habe etliche Verhandlungen von Gründerinnen oder Gründern erlebt, in denen beide Seiten stundenlang und mit grösster Begeisterung über ihre Produkte und Dienstleistungen, die Weltlage, persönliche Philosophien und das Wetter gesprochen haben. Man war sich sympathisch und einig – aber eben nicht darüber, wer wann was zu tun hat und für welches Geld. Oder wer welchen Anteil für welche Leistung erhält. Man hatte diese Fragen noch nicht einmal angesprochen, geschweige denn, richtig durchdacht!
Hintergrund dieses Verhaltens ist oft die Angst davor, die vielversprechende Kooperation durch zu viel „unbequemes Nachfragen“ wieder zu verlieren oder gar nicht erst beginnen zu können. Aber das ist meiner Ansicht nach eine unbegründete Furcht. Beziehungsweise: sollte sie sich in einem Fall bewahrheiten, dann seien Sie froh, wenn Sie die Kooperation los sind, bevor sie richtige Probleme bekommen. Denn wer nicht bereit ist, mit Ihnen offen zu sprechen, wird früher oder später für erheblichen Ärger sorgen. Gleichzeitig will wohl kein Partner eine Kooperation mit jemandem eingehen, der vom Geschäft so wenig versteht, dass er oder sie die wesentlichen Punkte nicht verhandelt will. Sie können durch „Nicht-Besprechen“ also durch aus auch an Gesicht und gerade deshalb die Kooperation verlieren.
Ich selbst falle inzwischen lieber mit der Tür ins Haus, als mich zu lange vornehm zurück zu halten und habe damit gute Erfahrungen gemacht. Es lohnt sich nie, die wesentlichen Dinge nicht anzusprechen!
Springen Sie also auch bei Ihren Kooperationen ins kalte Wasser und schneiden Sie die kritischen Themen mutig an.
Für klare Vereinbarungen benötigen Sie zunächst noch nicht einmal anwaltlichen Rat. Klären Sie erst einmal ihre Vorstellungen. Es reicht meistens der gesunde Menschenverstand und durchaus eine noch gesündere Portion Misstrauen: wo gibt es Unklarheiten, wo sind Lücken in der Vereinbarung und wer könnte wem wo Rechnungen stellen, die so „eigentlich“ nicht ausgemacht waren? Wenn sich die Arbeit auszuzahlen beginnt, wer könnte wem den Vertrag kündigen um ggf. alleine zu profitieren? Werden Sie ruhig kreativ und überlegen Sie auch, wo Sie selbst die Partnerschaft ausnutzen könnten (das wollen Sie natürlich nicht, aber überlegen Sie es trotzdem). Suchen Sie mit Engagement nach potentiellen Problemen. Die sprechen Sie dann offen an und finden gemeinsame Lösungen. Mit Ihren Vorstellungen gehen Sie dann zur Rechtsberatung und lassen sich bei der Ausarbeitung Ihrer geplanten Vereinbarung unterstützen. Damit ist allen geholfen und Anwältin oder Anwalt weiß vor allem, was Sie wirklich erreichen möchten.
Setzen Sie unbedingt Ihr Vertrauen in die neue Partnerschaft. Aber seien Sie nicht blauäugig.
Wie immer: Fragen Sie uns rund um Kooperationen und deren Fallstricke. Wir finden gemeinsam faire Lösungen.
Besten Gruss und fröhliches Kooperieren!
Ihre
Ulrike Hudelmaier